Ihre Anfrage wegen Hinweisen oder Zuarbeit zu Ihrer Diplom-Arbeit
(oder Dissertation, Literaturrecherche oder Konzeptentwicklung)
oder .... „ich schreibe gerade an meiner Diplomarbeit“....
Die vielen Anfragen bei mir, ob ich Hilfestellung oder Hinweise geben könnte für die Gestaltung von Diplomarbeiten, Dissertationen oder andere Formen von Literaturrecherchen erfreuen mich. Sie zeigen, dass auch Praktiker von Studierenden und anderen Praktikern gelesen und rezipiert werden und bringen eine Wertschätzung gegenüber den von mir entwickelten bzw. vertretenen Ideen und Ansätzen zum Ausdruck.
In den letzten Jahren haben diese Anfragen jedoch überhand genommen. Ich kann und möchte auch nicht mehr diesen Anfragen nachkommen. Ich war bisher so freundlich und habe in der Regel auf solche Anfragen in irgendeiner Form geantwortet. Teilweise auch unter dem Eindruck, dass die eigene Recherchearbeit des Anfragenden noch sehr mangelhaft war.
Ich habe in alten Unterlagen einen nun viele Jahre alten Artikel von Albrecht Müller-Schöll gefunden, der mir in vielem aus dem Herzen spricht. Ich kann mich seinen Ausführungen nur anschließen und bitte Sie von weiteren Anfragen bei mir abzusehen. Ich bin freiberuflich tätig, habe immer viel ehrenamtlich gearbeitet und KollegInnen unterstützt und mich für das eine oder andere Thema in der systemischen Therapie und Beratung sowie Jugendhilfe engagiert, aber diese kollegiale Unterstützung muss eine Grenze haben, die ich Sie bitte zu respektieren.
Alles was ich veröffentlich habe – außer den Büchern – können Sie auf dieser Webseite herunterladen. Dieser Service erspart Ihnen mühevolle Suche nach Kopien von Zeitschriftenaufsätzen, die möglicherweise in Bibliotheken vor Ort nicht vorhanden sind. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Publikationen für Ihre Zwecke nutzen können.
Falls Sie dennoch eine Beratung von mir wünschen, können Sie gerne wegen eines Termins bei mir in Berlin zum üblichen Honorar anfragen.
Berlin, April 2008
Marie-Luise Conen
Aus: Sozialpädagogik, 1982, Heft 6. S. 315-318
von Albrecht Müller-Schöll
Ich schreibe eine Diplom-Arbeit –
Was können Sie dazu beitragen?
Kritik und Anregung für ein notwendiges Lernmittel
Zur Ausbildung eines Studierenden der Sozialpädagogik gehört es, dass er Arbeiten schreibt. Die gewichtigste Arbeit ist die Zulassungsarbeit oder Diplomarbeit. Von manchen Studenten, aber auch von manchen Dozenten wird diese Arbeit offensichtlich als eine Art Sportabzeichen angesehen, für das eben einige Pflichtübungen abgelegt werden müssen. Das jedenfalls muss der in einem Spezialgebiet der Sozialarbeit Tätige annehmen, denn er wird des öfteren Adressat eiliger Anschreiben. „Ich mache meine Zulassungsarbeit über die Ziele der Ausländerarbeit. Da ich meine Arbeit schon in sechs Wochen abliefern muss, bitte ich Sie, mir doch bitte umgehend die bei Ihnen vorhandenen Unterlagen über Ausländerarbeit zuzuleiten und mir gleichzeitig einen kleinen Aufriss ihrer Konzeption zu schreiben. Außerdem wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir die wichtigsten Veröffentlichungen zu diesem Thema nennen könnten. Mit freundlichen Grüßen ...“
„Für meine Diplomarbeit über das Thema ‚Arbeit mit Jugendarbeitslosen’ benötige ich die Auswertungen der Ergebnisse Ihrer Arbeit. Können Sie mir sagen, in welchen Zeitschriften zu diesem Thema etwas veröffentlicht wurde, und haben Sie eine Bibliographie zu Hand? Bitte übersenden Sie mir beides ...“
„Das Thema meiner Arbeit lautet ‚Die Bedeutung der Fortbildung für die erste Zeit der Berufstätigkeit des Sozialarbeiters’. Sicher haben Sie als Veranstalter von Fortbildung Auswertungen. Könnten Sie mir kurz darstellen, wo ich für dieses Thema Literatur finden kann. Bitte schicken Sie mir Auszüge oder Abdrucke von Protokollen. Die Kosten übernehme ich gern.“
Gelegentlich ist dieser Anfrage auch noch ein vervielfältigtes Schreiben des Dozenten beigelegt. Darin teilt dieser mit, dass Forschung Not tut, dass er bestimmte Recherchen für angebracht halte und also auch gern die Arbeit des X oder Y befürworte. Um Beantwortung der Fragen seines Schützlings bitte er. Gar nicht so selten kann sich der Dozent nicht sehr intensiv mit dem Thema, das er da offensichtlich gestellt hat, oder dessen Bearbeitung er zugestimmt hat, befasst haben. Denn die ordentliche Bearbeitung mancher Themen würde einen Aufwand erfordern, den mehrere Diplomarbeiten auf einmal gar nicht abzudecken in der Lage sind.
Was ist der Sinn einer schriftlichen Examensarbeit? Der Neugierige erfährt:
Der Student soll lernen, einen Sachverhalt oder ein Thema zu untersuchen, um dabei zu einer Klärung zu kommen, die der Praxis ebenso nützt wie der Lehre;
Der Student soll den Beweis liefern, dass er in der Lage ist, selbständig und ohne fremde Hilfe wissenschaftlich zu arbeiten;
Der Student soll die Gelegenheit erhalten, im Studium erworbene Qualitäten zur Förderung der Theorie des eigenen Fachgebiets anzuwenden.
Den Zielsetzungen solcher schriftlicher Arbeiten – und es sind längst nicht alle – ist also in jedem Fall zuzustimmen, nicht so dem Verfahren, wie solche Arbeiten durchgeführt werden. Welcher Sinn besteht darin, hier ein Beschäftigungsprogramm für die Praxis zu entwickeln? Wenn die Bibliothek nicht besucht, Quellen nicht wirklich gelesen und ausgewählt werden, wenn Zeitschriftenjahrgänge nicht durchgesehen oder keine Interviews an Ort und Stelle gemachten werden – was bringt dann die Arbeit als Lerngewinn?
Die Anstellung der in der Praxis Arbeitenden als Zuarbeiter für Examensarbeiten ist doch schlicht eine Zumutung. Sicher wird die Kommunikation zwischen Ausbildung und Praxis dadurch nicht gefördert. Denn die Briefe, die dann von der Praxis an den auf Auskunft lauernden Studenten gehen, sind nicht immer freundlich und oft voller Aggressionen.
Wenn ich an einer Fachhochschule um einen Referatsbeitrag für meine Mitarbeiter bitte, so wird mir der nur gegen ein Honorar zugesagt. Ich soll meine Arbeitserträge ausliefern und noch über Themen referieren, mit denen ich mich nicht selber beschäftige. So selbstlos bin ich nicht. Zudem sind die Wünsche an mich zum Teil recht umfangreich:
„ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir einmal auf zwei Blatt aufschreiben würden, was Sie zu diesem Thema denken und wie Sie das Thema gliedern würden.“
„Sicher haben Sie Unterrichtskonzepte, die Sie für diesen Zweck zur Auswertung zur Verfügung stellen könnten.“
„Unsere Überlegung war, ob Sie möglicherweise in Ihrem Dozentenkreis Auszüge zusammengetragen haben, die für die Beareitung meines Themas wichtig wären.“
Es kommt noch etwas hinzu. Bisher gehört es nicht zur Übung der Fachhochschulen oder der Universitäten, Listen aufzustellen über bearbeitete Themen oder gar die Quintessenz der Aussagen solcher Jahresarbeiten zusammenzufassen. In der Regel erfährt also der gutwillig Auskunftgebende nicht einmal, was denn nun aus seinen Auskünften geworden ist, zu welcher wissenschaftlichen Erkenntnis er beigetragen hat und was der Bearbeiter aus dem Thema herausgeholt hat. Es kommt vor, dass unter Studierenden – im Beisein der Befragten – gelegentlich das Ergebnis einer Arbeit diskutiert wird, ohne dass die Befragten, die die Materialien zur Verfügung gestellt haben, zu dem Ergebnis der Verarbeitung ihres Materials Stellung nehmen konnten. Da arbeitet etwa einer über die Kriterien, die zu einer Heimeinweisung führen, wertet eine Reihe von Angaben, die er erhalten hat, aus, Er kommt zu wesentlichen Schlussfolgerungen, aber diese werden in das Regel seines Instituts eingereiht und gelangen auf keinen Fall in die Hände derer, die aufgrund dieser Schlußf0olgerungen vielleicht ihre Einweisungspraxis verändern würden.
Zu den Erfahrungen des Absolventen einer Ausbildung zum Sozialarbeiter oder des Studiengangs des Diplompädagogen gehört unter anderem, dass er in der ersten Zeit der Berufspraxis sehr viel dazu herangezogen wird, Bericht zu schreiben und Grundlagen zu erarbeiten. Man erwartet von dem in die Praxis Kommenden offensichtlich, dass er durch die Ausbildung in solchen Dingen eingeübt ist und dem vielbeschäftigten Praktiker Entlastung schaffen kann. Man sagt der Praxis nach, dass sie über das, was in ihr geschieht, schlecht berichtet, und man kreidet den Praktikern an, dass sie zwar etwas gut zu tun verstehen, aber wenig darüber berichten können. Man hält es für nötig, der Praxis wissenschaftliche Begleitung zuzuordnen – obwohl die in ihr Arbeitenden ja einst die Befähigung nachgewiesen haben, dass sie zu wissenschaftlicher Arbeit fähig sind. Wenn und er von der Fachhochschule oder Hochschule eingestellte Absolvent da ist, wird er öfters die Aufgabe erhalten, wissenschaftliche Begleitung vorzubereiten. Er soll da zeigen, was er gelernt hat. Also muss in der Ausbildung wohl der schriftlichen Arbeit größere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Wie könnten Alternativen zu dem augenblicklichen Verfahren in Zukunft aussehen.
Hier einige Vorschläge:
Die Ausbildungsstätten suchen das Gespräch mit Vertretern der Praxis aus der offenen, halboffenen oder geschlossenen Sozialhilfe, mit Repräsentanten der öffentlichen und der freien Sozialarbeit und entwickeln Themenkataloge, mit deren Hilfe interessante Arbeitsbereiche erkundet werden können. An diesen Themenkatalogen können dann Dozenten wie Studenten ihre Wünsche und ihre Formulierungen orientieren.
Es wird jedem Studenten mitgeteilt, dass zunächst einmal die Bibliothek für ihn der Ort erster Orientierung ist. Nicht nur die Frage, was in der letzten Zeit bearbeitet wurde oder was schon früher zu seinem zusammengetragen worden ist, sondern vor allem die Gewinner einer Übersicht, wo sind Fundquellen, ist s Ziel der Recherchen in der Bibliothek. Der Suchphase
muss dann eine Erkundungsphase folgen, die allerdings gut vorbereitet werden sollte. Interviews mit Experten aus dem Arbeitsgebiet, in das die eigene Arbeit fällt, erfordern so etwas wie eine kleine Zielplanung: Was ich von dem Experten erfahren? Wie gewinne ich ihn dazu, die Dinge zusammenzutragen, die ich von ihm erfahren muss? Was nenne ich ihm vor meinem Besuch als Wunsch? Wie informiere ich ihn über das, was ich bisher überlegt habe, so dass ich ihn für das Interview motiviere?
Bei vielen Institutionen und Organisationen kann man Materialien einsehen und durcharbeiten. Man muss sich dazu die Zeit nehmen, an Ort und Stelle zu studieren, und kann nicht verlangen, dass dieses Studium von anderen stellvertretend für einen gemacht wird.
Die Bereitwilligkeit, Fundgruben zu öffnen, wird sicher dadurch erreicht, dass man im Anschluss an die Erstinterviews einen kurzen bericht über das Ergebnis, das man daraus gezogen hat, fertigt.
Jetzt kommt die Phase der ersten Konzipierung. Dabei wird deutlich, was einem noch an Spezialauskünften fehlt. Die Anfrage danach kann man aber dann so formulieren, dass ie von Experten wirklich beantwortet werden kann. Und bevor man solche Rückfragen stellt, wird es sicher auch gut sein, sich noch einmal zu vergewissern, dass nicht gerade eine Veröffentlichung erschienen ist, in der alles, was man wissen will, zu erfahren ist – wenn man das Buch nur gründlich durchsieht.
Dann folgt die Phase der Fertigstellung. Und hier ist die Frage zu stellen, ob nicht ans Ende jeder Arbeit eine kruze Zusammenfassung zu setzen wäre, die dann auch der Praxis und allen denen zugeleitet werden kann, die unmittelbar oder unmittelbar als Partner Pate gestanden haben.
Vielleicht finden sich auch einige Fachzeitschriften bereit, Kurzzusammenfassungen der Universitäten, der Fachhochschulen, der Fachschulen von Zeit zu Zeit zu veröffentlichen (Verfasser, Titel, Kurzangabe des Inhaltes, Möglichkeit der Entleihung dieser Arbeit). Das allerdings würde es notwendig machen, dass ich an den Fachhochschulen jemand dafür verantwortlich findet. Aber an dieser Stelle könnten die genannten Institutionen wirklich einen guten Beitrag zum Brückenschlag zwischen Ausbildung und Praxis, vielleicht auch zwischen Ausbildung und Fortbildung leisten.
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