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Supervision/Coaching Therapie Beratung Veröffentlichungen

Nachruf
Salvador Minuchin 2017


Salvador Minuchin zum 85. Geburtstag

Nachruf
Patricia Minuchin 2015


Nachruf
Luigi Boscolo 2015


Nachruf Ivan
Boszormenyi-Nagy 2007


Nachruf
Gianfranco Cecchin 2004


Aktuelles

Marie-Luise ConenBerlin, den 30.3.2020


Abschied von den Weiterbildungen

Die mehrjährigen Weiterbildungen zum systemischen Therapeuten/Berater bzw. Familientherapeuten waren für mich stets eine meiner großen Herzensangelegenheiten. Ich freute ich mich immer wieder mein eigenes Verständnis von Familientherapie und systemischen Denken den vielen – über 700 – TeilnehmerInnen in 33 Jahren vermitteln zu können. Meine eigene Begeisterung für diese Art des Denkens und Arbeitens hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass viele TeilnehmerInnen auch dies zu ihrer eigenen Herzenssache gemacht haben. Ihr Enthusiasmus und ihre Kreativität auch in schwierigsten Settings und unter erschwerten Rahmenbedingungen mit den Klienten, Betreuten und Hilfesuchenden veränderungsunterstützend zu arbeiten, hat mich immer wieder begeistert und über viele Jahre mir nicht nur Freude gemacht, sondern ebenso Kraft und ständige Bereicherungen in meiner eigenen Kreativität gegeben. Ich danke allen TeilnehmerInnen, die mit ihrem Interesse und ihrer Bereitschaft sich auf die gemeinsame Suche und Aneignungsprozesse innerhalb ihrer eigenen Weiterbildungsgruppe eingelassen haben. Ich freue mich sehr, dass bei vielen richtungsweisende, gar lebensverändernde Prozesse durch die Weiterbildung eingetreten sind – die jedoch nur möglich wurden, weil TeilnehmerInnen und ich in einem gegenseitigen Interesse und sich Aufeinandereinlassens die Weiterbildung nutzen konnten, um sich weiterzuentwickeln. Es gab keinen Kurs, in dem ich nicht meine Kompetenzen ausbauen und meine Kreativität bereichern konnte. Danke allen ehemaligen WeiterbildungskursteilnehmerInnen!!

Mein Dank gilt auch allen, die mich darüber hinaus in diesen 33 Jahren begleitet und inspiriert haben. Meine großen Lehrmeister Salvador Minuchin (Philadelphia/New York), Luigi Boscolo (Mailand) und Gianfranco Cecchin (Mailand) stehen dabei natürlich vorne an. Meine erste Begegnung mit Salvador Minuchin in 1977 in Philadelphia war für mich prägend. Sein Interesse und seine große Leidenschaft für die Belange armer, unterprivilegierter Familien war mir Vorbild und lebenslange Energieader für mein eigenes Engagement für diese Familien. Ich bin ihm und seinen Mitarbeitern (hier vor allem Jorge Colapinto, Andrew Fussner und Jay Lappin) in großer Dankbarkeit verbunden, sie gaben mir vielfältige und grundlegende Anregungen für meine eigene Klientenarbeit und für meine Kursgestaltungen. Jorge Colapinto, Andrew Fussner und Jay Lappin gehörten über viele Jahre zum Stamm der amerikanischen GastdozentInnen meines Instituts, die durch ihre kompetenten und praxisbezogenen Ideen und Anregungen vielen TeilnehmerInnen eine wesentliche Hilfe bei der Entwicklung eines eigenen Profils wurden. Salvador Minuchins zweimalige Berlin-Workshops und Tagungen wurden beide von seiner Frau Patricia Minuchin begleitet, die mir in meinem Studium an der Temple University eine zentrale und ermutigende Hochschullehrerin war.

Nach Rückkehr von meinem Studienaufenthalt in den USA hatte ich die große Ehre auch bei denen zu lernen, für deren Arbeit mein Interesse bereits ebenfalls schon während meines Studiums in Berlin geweckt war. Die beiden weltbekannten Mailänder Luigi Boscolo und Gianfranco Cecchin, Begründer der systemischen Therapie, wurden über die vielen Jahre, die sie Gastdozenten in den von mir angebotenen Weiterbildungen waren, nicht nur große Inspirationsquelle, sondern auch väterliche Ratgeber in vielerlei Bereichen meines Engagements. Ihre humorvolle und neugierige Grundhaltung war mir und den WeiterbildungskursteilnehmerInnen eine sehr große Bereicherung und ihre Live-Konsultationen verdeutlichten allen ihre eigene „Master“Klasse. Wenn mich nach einem Wochenende mit ihnen meine Supervisanden fragten, ob die Mailänder am Wochenende wieder da gewesen waren, merkte ich, wie sehr sie meine eigene Arbeit maßgeblich und immer wieder inspirierten und veränderten. Es war mir eine große Freude, dass ich mit Gianfranco Cecchin einige Buchprojekte realisieren konnte, auch wenn er deren Vollendung durch seinen Unfalltod nicht mehr erleben konnte.

Auf meinem Weg der Entwicklung sowohl des Weiterbildungscurriculums als auch der theoretischen Ausrichtung des Instituts waren auch prägend Ivan Boszormenyi-Nagy (Philadelphia) und Klaus Deissler (Marburg). Ivan Boszormenyi-Nagy, dessen Arbeiten ich ebenfalls bereits während meines Studiums in Philadelphia kennengelernt habe, ist als Gründer der kontextuellen Familientherapie mit seinem Fokus auf Loyalitätsbindungen in Familien einer der wichtigsten Grundpfeiler meines Denkens und meines Verständnisses von Familie und damit der Arbeit mit Familien. Ohne seine Ideen wären für mich Prozesse und Entwicklungen von Familien nicht verstehbar und somit wenig zugänglich, um bei Veränderungen Familien zu unterstützen. Daneben hat Klaus Deissler mit seinem großen Interesse an den grundlegenden Überlegungen zum Reflecting Team ebenfalls zu einer für mich bedeutenden Arbeitsweise beigetragen. Ohne seine Ideen zum Respekt und zum Umgang mit unterschiedlichen Sichtweisen, wäre meine Weiterbildungsarbeit nicht denkbar.

Des Weiteren bin ich sehr sehr dankbar, so wichtige Anregungen und Ideen erhalten zu haben, ohne die mein Verständnis – und damit sicherlich auch das vieler WeiterbildungsteilnehmerInnen – von der Arbeit mit Klienten nicht denkbar wäre, wie ich sie repräsentiert erlebt habe durch Mary Jo Barrett (Chicago), Imelda McCarthy (Dublin), Ernst Salamon (Stockholm), Evan Imber-Black (New York), Camillo Loriedo (Rom) und Eia Asen (London). Ich hatte die Ehre sie alle erstmals in Deutschland einem Publikum zugänglich zu machen und ihre Ideen dadurch in die deutsche Familientherapielandschaft einbringen zu können.

Danken möchte ich meinen deutschen KollegInnen, hier allen voran Katharina Dech-Bender, die über viele viele Jahre eine wichtige Dozentin bei der Durchführung der Familienselbsterfahrung für die WeiterbildungsteilnehmerInnen war. Diese Selbsterfahrung, in ihrer Art nie ohne erheblichen Einfluss auf das Denken und gar manches Mal auf das Leben der Teilnehmenden, hat sie durch ihre sehr kompetente, umsichtige und unterstützende Arbeitsweise zu einem wichtigen Erlebnis für alle gemacht. Angelika Golz, Margot Müller, Rosemarie Pensold-Mahnke sowie Ingo Spitczok von Brisinski waren ebenfalls Hausdozenten, deren Seminare wesentlicher Bestandteil der Weiterbildungen waren, die die TeilnehmerInnen bereichert und mit Freude einzelne Aspekte des systemischen Denkens und der Familientherapie vermittelt haben.

Ihnen allen gilt mein großer Dank!

Es gibt vielerlei Gründe, dass ich nach 33 Jahren die Tätigkeit als Leiterin der Weiterbildungen beende. Der eine sicherlich wichtigste Grund ist, dass ich mit 70 Jahren gerne noch mehr Zeit für andere Interessen in meinem Leben haben möchte. Die Sicht auf eine Endlichkeit des eigenen Lebens öffnet den Blick auf die „Noch“-Dinge, die man „noch“ tun möchte. Zur Bereitschaft diesen Teil meiner professionellen Arbeit zu beenden und nicht eine Nachfolge aufzubauen, hat sicherlich auch beigetragen, dass es zukünftig Weiterentwicklungen im Bereich der Weiterbildung „Systemische Therapie“/“Systemische Beratung“ geben wird, die das Überleben kleinerer Institute nicht mehr gewährleisten werden (Übernahme der Weiterbildungen für Psychologen durch die Hochschulen, Weiterbildungsangebote für Sozialpädagogen/Sozialarbeiter durch die Fachhochschulen). Angesichts zunehmender Bürokratisierung der Gestaltungsanforderungen an Weiterbildungen kann ich diesbezüglich gut loslassen. Schwer fällt es mir jedoch, nicht mehr den kontinuierlichen Lernproze0ß vieler WeiterbildungsteilnehmerInnen begleiten zu können.

Auch deswegen, aber auch weil ich gerne meine Kenntnisse und mein Wissen weitergeben möchte, verabschiede ich mich „natürlich“ nicht ganz: Ich werde weiterhin mit Herz und Seele Fortbildungen durchführen (jedoch für andere Anbieter oder als Inhouse-Dozentin) und werde weiterhin als Supervisorin und Coach arbeiten. Ich freue mich darauf, weiterhin mit meinen Ideen auch zur weiteren Entwicklung von Familientherapie und systemischen Denken beizutragen…. auch sicherlich weiterhin als Autorin…. Sie hören von mir….

Mit freundlichen Grüßen
Marie-Luise Conen


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